Im Deutschunterricht haben wir uns mit der Sprachgeschichte des Deutschen beschäftigt und uns dazu eigenständig einen Überblick erarbeitet. Dafür hatten wir sechs Selbstlernlektionen zur Verfügung, in denen wir den Stoff im Selbststudium erarbeiten konnten. Anschliessend wurde unser Wissen in einer Prüfung getestet. Dadurch konnten wir nicht nur viel über die Entstehung der deutschen Sprache lernen, sondern auch unsere Fähigkeit stärken, uns selbstständig mit neuem Lernstoff auseinanderzusetzen. Dies machten wir auch, um uns bewusst zu werden, wie es an einer Fachhochschule laufen könnte.
Um nun die Sprachgeschichte ein bisschen zu vertiefen, beschäftigen wir uns in einem zweiten Teil mit einem selbstgewählten Thema. Die Themenwahl kennt keine Grenzen und man kann das gewählte Thema beliebig weiterentwickeln. Hier ein paar Beispiele, welche im Unterricht genannt wurden: man kann über etymologische Reihen nachforschen und schreiben oder die Schweizer Dialekte anschauen und vergleichen oder sich z. B. einen Überblick über Plattdeutsch verschaffen. Mein Thema, dass ich behandeln werde, handelt vom Unterschied zwischen der deutschen Sprache und der Plansprache Esperanto. Esperanto wurde als Weltsprache entwickelt. Das Ziel war, eine einfache und verständliche Sprache zu schaffen, die jeder lernen kann und die Kommunikationsbarrieren zwischen ethnischen Gruppen abbaut.
Der Grundstein für Esperanto wurde 1887 gelegt und anschliessend wurden einfache Regeln festgelegt und weiterentwickelt. Ihren Boom hatte die Sprache erst nach dem zweiten Weltkrieg und der Boom dauerte nicht lange an. Die Sprache schaffte den Durchbruch nicht und bereits um 1980 verlor man das Interesse und es wurde sogar Kritik an der Weltsprache Esperanto geübt. Zudem wurde Esperanto nicht gefördert und Englisch trat schon als Weltsprache auf.
Ich möchte nun nicht weiter auf die Geschichte von Esperanto eingehen, sondern möchte Esperanto mit der deutschen Sprache vergleichen.
Schauen wir uns als erstes den Sprachbau von Esperanto im Vergleich zum Deutschen an. Die Schreibweise von Esperanto ist phonematisch. Das heisst, wenn man das Wort liest, weiss man genau wie es ausgesprochen wird. Die deutsche Sprache hingegen ist morphophonemisch. Dies bedeutet, ein /f/ kann in bestimmten Fällen auch als /v/ oder /ph/ geschrieben werden und dabei gleich klingen.
Esperanto ist ausserdem sehr einfach aufgebaut. Sie hat nur ein grammatikalisches Geschlecht und es gibt nur eine Deklination und Konjugation. So enden alle Substantive auf /o/ und die Pluralendungen auf /j/ und wenn man das Substantiv deklinieren möchte, reicht es, wenn man ein /n/ an das Ende des Wortes hängt. Auch die Konjugation ist sehr einfach. Jedes Verb wird gleich konjugiert, es gibt keine unregelmässigen Verben und das Verb bleibt in jeder Person gleich. Dazu kommt noch, dass Esperanto agglutinierend ist, das heisst die Wortstämme bleiben bei der Deklination und Konjugation gleich. So kann man die Sprache viel schneller lernen, da man nur wenige Regeln lernen muss und das Sprachensystem grundsätzlich einfacher aufgebaut ist als die deutsche Sprache. Jedoch hat auch das Englische keine Deklination und die Konjugation ist im Vergleich zu anderen Sprachen deutlich einfacher und somit hat eine bekannte Sprache in diesem Punkt fast die gleichen Vorteile wie Esperanto.
Eine weitere, wesentliche Vereinfachung von Esperanto im Vergleich zu Deutsch ist die Grammatik. Es gibt nur wenige Grammatikregeln und keine unregelmässigen Ausnahmen. Auch ähneln einige Wörter bereits der deutschen Sprache, da häufig ähnliche Wörter aus dem Latein oder den romanischen Sprachen übernommen wurden und es auch einen Anteil an Wörtern ähnlich der germanischen Sprache hat. Ein Beispiel dafür wäre das deutsche Wort «Mauer» welches auf Esperanto «muro» lautet. Oder das Wort «Aprikose» welches auf Esperanto «abrikoto» lautet.
Zum Schluss noch ein kleines Fazit. Die Absichten hinter Esperanto waren sinnvoll. Esperanto ist deutlich einfacher und leichter erlernbar als die deutsche Sprache. Aber Esperanto hat keine kulturelle Herkunft oder ein Heimatland, was es schwer macht, eine solche Sprache durchzusetzen. Es ist eine Plansprache, die nicht mehr als 1000 Muttersprachler besitzt und geschätzt knapp von 100´000 Menschen gesprochen wird. Ausserdem kann eine sehr einfache Sprache dazu führen, dass es schwieriger wird, sich auszudrücken und die sprachliche Vielfalt zugrunde geht. Zudem gibt es bereits seit langem die Weltsprache Englisch und diese wird von den meisten Menschen der Welt gesprochen und die Grundlagen der englischen Sprache sind auch nicht so schwer. So zeigt Esperanto, dass eine einfache und regelmässige Grammatik zwar das Lernen erleichtert, aber allein nicht ausreicht, damit sich eine Sprache weit verbreitet und dauerhaft genutzt wird.